e.GO Autobau – Die besondere Rolle der Einkäufer
o Günstige E-Autos bauen ist möglich
o Einkauf ohne starre Planung
o Duett aus Einkauf und Technik
o Schlanker und kreativer Einkauf
o Einkauf erfindet Rad nicht neu
Professor Günther Schuh hat das Unternehmen e.GO aus seinen Produktionsforschungen an der RWTH Aachen heraus gegründet. Zum einen wollte er mit dem e.GO Life belegen, dass man Elektroautos auch im Kleinwagen-Segment bei kleinen Stückzahlen profitabel bauen kann. Zum anderen beweist er, dass die Betriebskosten eines Elektroautos pro gefahrenen Kilometer oder pro Monat günstiger sein können, als vergleichbare Verbrenner-Modelle.
Damit das Projekt e.GO so erfolgreich sein kann, haben Schuh und sein Team die Konstruktions- und Produktionstechnologien der traditionellen Autobauer komplett neu gedacht. Dabei setzt die e.GO-Mannschaft vor allem auf agiles Projektmanagement.
Einkauf ohne starre Planung
Auf starre Regeln und zeitfressende Projektdokumentationen, wie die Erstellung von Pflichten- und Lastenheften, wird verzichtet. Vielmehr setzt man auf Eigenverantwortung und Teams, die sich selbst organisieren. So sollen Projekte flexibler und dynamischer vorankommen, als im herkömmlichen Projektmanagement.
Wenig planen und viel erreichen: Im Gegensatz zum traditionellen Autobau wurde die Produktion des e.GO Life bewusst nicht von Beginn an durchgeplant. Neue Bauteile oder Prozesse konzeptionieren und entwickeln interdisziplinäre Teams, die möglichst einfach und pragmatisch denken. Die so entstandenen Prototypen und Abläufe werden schließlich virtuell und real auf Tauglichkeit getestet. Funktioniert etwas nicht, wird es umgehend verworfen oder komplett neu gedacht. Bauteile und Prozesse werden bei e.GO so schrittweise aus der Praxis heraus optimiert und weiterentwickelt.
Duett aus Einkauf und Technik
Bei e.GO wurden die internen Einkäufer und die Einkaufsexperten der Kloepfel Group schon frühzeitig in den Entwicklungsprozess mit eingebunden. Dieses Einkaufskonzept des Advanced Purchasings hilft den Einkäufern, das Produkt und die Bedarfe besser zu verstehen. Dadurch erübrigen sich zeitraubende Rücksprachen und der Einkauf kann sowohl kompetent als auch autark mit den Lieferanten verhandeln. Letztlich konnten so die Bedarfe sowohl technisch als auch kostenseitig optimiert werden.
„Durch seine Produktkompetenzen wurde der Einkauf außerdem zum netzwerkenden Innovationstreiber, um wichtige Lieferanten zu Entwicklungspartnern aufzubauen“, sagt Robert Grosch, Vice President Procurement bei e.GO.
Schlanker und kreativer Einkauf
Im Einkauf von e.GO arbeiten über 20 Manager, vom indirekten Einkauf, über den Capex-Bereich, bis hin zum strategischen Einkauf. Um diese von nicht wertschöpfenden Arbeiten zu entlasten, wurde beispielsweise das Anlegen von Bestellungen und die Rechnungsprüfung an deutschsprachige Einkaufsmanager von Kloepfel Services in der Slowakei auslagert.
Neben einem schlanken ist auch ein kreativer Einkauf gefragt. Um die Lager von e.GO nicht unnötig zu belasten und auf der anderen Seite passende Lieferanten zu finden, wendete sich Kloepfel bei bestimmten Teilen nicht immer an die klassischen Automobilzulieferer. Stattdessen fand man unter anderem geeignete Partner bei Produzenten von Spezialfahrzeugen, da diese auf die Produktion von Kleinserienteilen eingestellt sind.
Einkauf erfindet Rad nicht neu
Während die Autokonzerne allein schon in die Entwicklung von Scheinwerfern oder Autositzen Millionen investieren, verzichtete man bei e.GO weitgehend auf derlei kostspieligen Entwicklungsaufwand. Stattdessen überlegte man, welche Bauteile es schon auf dem Markt gibt, die man preisgünstig anpassen kann. Nur das, was e.GO nicht auf dem Markt fand, wurde selbst entwickelt.
Auch beim Material wurde neu gedacht: So baut e.GO beispielsweise das Chassis seiner Fahrzeuge aus Aluprofilen, für deren Herstellung günstige Werkzeuge ausreichen. Allein der Werkzeugsatz für ein vergleichbares Chassis kostet etwa 120 Millionen Euro. Das ist das Vielfache dessen, was e.GO ausgibt.
Fazit„Das Beispiel e.GO zeigt, wie wichtig der Einkauf dabei ist, Produktion neu zu denken, um innovative Produkte zu marktfähigen Preisen anbieten zu können. Dazu fanden wir in den Einkaufsexperten der Kloepfel Group Einkäufer, die neben ihrer Fachkompetenz auch eine hohe soziale Kompetenz aufweisen und an unsere Vision glauben“, erklärt Grosch.
Quelle: https://e-go-mobile.com/
Foto “head”. Produktionshalle/Quelle: e.GO