Neueste Entwicklungen bei Robotics und autonomen Transportfahrzeugen
Anhaltender Automatisierungsgrad und innovative technische Weiterentwicklungen führen zur vermehrten Nachfrage nach fahrerlosen Transportfahrzeugen (FTF), Cobots und Kommissionierrobotern in der Intralogistik. Einen konzentrierten Überblick über die aktuellsten Entwicklungen im Robotics-Bereich findet der Besucher auf der LogiMAT 2020 erstmals in einem eigenen Ausstellungsbereich in Halle 2. Ein FTS-Fachforum mit ergänzenden Fachvorträgen rundet das Angebot ab.
Künstliche Intelligenz, lernende Maschinen, denkende Roboter – Science-Fiction wird gerade Realität. In der Lagerhalle, bei der Inspektion, beim Rasenmähen oder beim Hausputz übernehmen Service-Roboter immer mehr Aufgaben. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit werden die heute Jugendlichen künftig die Einführung denkender Roboter erleben. Denn die Entwicklung der damit verbundenen Technologien wie Software, Bilderfassung und Sensorik bis hin zur Automatisierungstechnik vollzieht sich gegenwärtig mit einem rasanten Tempo.
Nahezu wöchentlich werden neue Entwicklungen bei den stationären Knickgelenkrobotern, Cobots und fahrerlosen Transportshuttles sowie bei Exoskeletten, Kommissionierrobotern und Fahrerlosen Transportfahrzeugen bekannt gegeben. Dementsprechend steigen die Absatzzahlen, während die Investitionskosten für die Geräte sinken. Dem aktuellen World Robotics-Bericht der International Federation of Robotics (IFR) zufolge werden weltweit gegenwärtig bereits mehr als 2,4 Millionen Industrieroboter in Fabriken eingesetzt. Für 2020 bis 2022 prognostiziert das IFR durchschnittliche Wachstumsraten von zwölf Prozent pro Jahr was 584.000 Einheiten im Jahr 2022 entspricht.
Mehr als jeder vierte 2018 verkaufte Roboter, 110.700 Einheiten, zählte zur Kategorie Logistiksysteme. Dazu gehören etwa fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF), Kommissionierroboter und mobile Greifer. Der Markt für kollaborative Industrieroboter, sogenannte Cobots, die Aufgaben im selben Arbeitsbereich wie Menschen ausführen, ist laut IFR hingegen trotz einer sehr starken medialen Aufmerksamkeit mit einem Anteil von nur 3,24 Prozent immer noch relativ gering. Ein Nischendasein – allerdings mit einer Wachstumsrate von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
„Mit Blick auf die wachsende Bedeutung von autonomen und Fahrerlosen Transportfahrzeugen sowie Cobots in der Intralogistik haben wir für die mobilen Transport- und Pickroboter auf der LogiMAT 2020 erstmals einen eigenen Ausstellungbereich in der Halle 2 eingerichtet“, erklärt LogiMAT-Messeleiter Michael Ruchty vom Münchner Veranstalter EUROEXPO Messe- und Kongress-GmbH. „Als Messe der kurzen Wege bieten wir dem internationalen Fachpublikum damit auch für den Robotics-Bereich einen konzentrierten Überblick über die aktuellen Entwicklungen. Besucher können sich bei den Ausstellern aus erster Hand über die jüngsten Angebote, neuesten Technologien und Innovationen informieren.“
Konzentriertes Robotics-Angebot in Halle 2
Immer öfter setzen Unternehmen bei den innerbetrieblichen Transporten und der Produktionsversorgung auf Materialflüsse ohne fest installierte Fördertechnik. FTF, Cobots und neuartige Kommissionierroboter sind dabei erste Wahl. Nicht zuletzt mit Blick auf Flexibilität, Skalierbarkeit sowie auf künftige Technologieentwicklungen, hinsichtlich dezentraler Intelligenz, Schwarmtechnologie und dem Griff in die Kiste, bieten die Geräte ein interessantes Einstiegsszenarium. „In einigen Märkten fragen bereits über 50 Prozent der Kunden beim Thema Prozessautomatisierung nach FTF-Einsatz nach“, unterstreicht Hans-Joachim Finger, Geschäftsführer Vertrieb und Einkauf, HUBTEX Maschinenbau GmbH & Co. KG (Halle 10, Stand D05).
Mit dem FTF-Ausstellungbereich in der Halle 2 sind neben begleitenden Technologien, wie etwa Spurführungs-, Navigations-, Kamera- und Software-Systemen, zahlreiche Innovationen auf Geräteebene zu entdecken. Neue Fahrerlose Transportfahrzeuge stellen dort unter anderen die dpm Daum + Partner Maschinenbau GmbH (Stand A05 und A02), die Grenzebach Maschinenbau GmbH (Stand D05), die DS Automotion GmbH (Stand D04), die Norcan GmbH (Stand D41) sowie die serva transport systems GmbH (Stand D11), die dänische Mobile Industrial Robots GmbH (Stand D25) und die E&K Automation GmbH (Stand B05 und C07) vor.
dpm Daum + Partner kommen mit dem FTF Vision E für bis zu drei Tonnen Nutzlast nach Stuttgart. Das Förderzeug ist für Einsätze in der Automobilproduktion konzipiert. Grenzebach stellt neben einem Traditionsgerät L600, das mehrere Jahre in der Goods-to-Person-Lösung eines E-Commerce-Anbieters eingesetzt war, das FTF L1200S mit gesteigerter Fahrbereichsüberwachung vor. Das neue System nimmt größere Objekte wahr und passt die Detektion automatisch an die Geschwindigkeit und Beladung des FTF an. Gleich nebenan ist die österreichische DS Automotion mit mehreren spurgeführten sowie frei navigierenden Fahrerlosen Transportfahrzeugen vor Ort. Dabei werden der fahrerlose Hochhubstapler „Amadeus“ mit ToF-Kamera für den 3D-Objektschutz sowie das Unterfahrfahrzeug „Oscar Omni“, das mit einem Fahrwerk mit vier gelenkten Rädern ausgestattet ist, in Aktion gezeigt.
Norcan aus Frankreich präsentiert auf der LogiMAT das jüngste Mitglied seiner autonom-mobilen, kollaborativen Roboterfamilie Sherpa®. Der vorgestellte autonome mobile Roboter bewegt sich völlig autonom in seiner Umgebung und ist unter anderen auf die Zielgruppe E-Commerce-Unternehmen ausgerichtet, die Transportlösung für eine sich dynamisch verändernde Umgebung benötigen. Mit dem Unterfahr-FTF VIA und dem autonomen Gabelstapler ARI stellt die serva transport systems GmbH die beiden jüngsten Modelle ihrer Transportroboter vor. Der autonome Stapler bietet einen omnidirektionalen Antrieb, wodurch er deutlich weniger Platz und Rangierfahrten benötigt. Dabei wird ARI erstmals in einer outdoor-tauglichen Variante mit speziellem Fahrwerk, Laserscanner der neuesten Generation und Witterungsschutz vorgestellt.
In einer Premieren-Vorstellung zeigt Mobile Industrial Robots den neuen Transportroboter MiR1000. Dabei unterstreicht die Produktbezeichnung gleichsam die Traglast in Kilogramm: Das neue Modell ist für automatisierte Transporte kleiner Bauteile bis hin zur Beförderung schwerer Lasten von bis zu einer Tonne Gewicht konzipiert. E&K Automation zeigt auf der Intralogistikmesse erstmals den neuen vollautomatisierten Hochhubwagen Vario Move. Mit dem Plattformgedanken eines variablen Fahrzeugkonzeptes, wartungsfreundlichem Design und einem deutlich verlängerten Lebenszyklus gegenüber Serienflurförderzeugen will das Unternehmen damit einen neuen Nachhaltigkeitsstandard etablieren.
Vielfältige Robotik-Lösungen in allen Hallen
Daneben sind Cobots und Transportshuttles, die vielfach von den Herstellern des Anlagen- und Maschinenbaus entwickelt werden, auch an deren Ständen in den Hallen 1, 3 und 5 zu sehen. Ebenso zeigen nahezu alle Vertreter der Flurförderzeugebranche Automatisierungslösungen auf ihren jeweiligen Messeständen in den Hallen 7, 9 und 10. So stellt beispielsweise die niederländische Copal Handling Systems (Halle 9, Stand D81) mit dem C2 Container Unloader eine robotisierte Automatisierungslösung zum Entladen von Seecontainern und Anhängern mit loser Ladung vor. Integrierte Lasersensoren und Kameras, Scan-Software und 3D-Vision-Technologie sowie ein PullPlate-Greifer mit Vakuumhubkraft für bis zu 100 kg bieten ergonomische Lösungen zum Entladen und Palettieren von Containerinhalten. 6 River Systems (Halle 1, Stand K37) präsentiert ihren Cobot mit neuen Funktionen für Kommissionierung und Sortierung in einer End-to-End-Fulfillment-Lösung.
Lösungsentwickler BeeWaTec AG (Halle 1, Stand C06) kommt mit einem neuen, kompakten KLT-Lifter nach Stuttgart, der mit einem selbstentwickelten fahrerlosen Transportsystem zusammenspielt. Und im Bereich der Exoskelette gibt das Medizintechnikunternehmen Ottobock SE & Co. KGaA (Halle 1, Stand A75) mit seiner Paexo-Produktlinie einen Überblick über Robotikhilfen für körperschonende, ergonomische Tätigkeiten. Außerdem präsentiert Servus Intralogistics GmbH (Halle 1, Stand C34) eine Weltneuheit in Stuttgart: Mit dem Servus-Lifter hat das Unternehmen einen zweiteiligen Transportroboter ¬entwickelt, der horizontal fährt und vertikal bis zu einer Länge von sechs Metern ausfahrbar ist.
Künftige Entwicklungsschritte im Bereich FTF und Cobots skizzieren etwa die Gebhardt Fördertechnik GmbH (Halle 5, Stand A71) und die Knapp AG (Halle 3, Stand B05) mit einigen Exponaten. Gebhardt zeigt eine Kombination von Shuttle- und FTS-Technologien für Shuttlelager. Besonderheit: die eingesetzten Shuttles OLS X bewegen sich ohne Wechselfahrwerke und Schienenführung zwischen den Gassen. Knapp übernimmt mit der gezeigten Systemlösung Evo+, der Kombination aus Shuttle-System Evo mit der Flexibilität und Schwarmintelligenz von autonomen Transportrobotern Open Shuttles, den Schritt aus dem Lagerkubus hinaus. Die Lösung besteht aus Shuttle-Robotern, die im automatischen Kleinteilelager und auf dem Boden fahren können und daher nicht regalgebunden sind. Sie übernehmen die Ein- und Auslagerung im Regal und die Anlieferung der Behälter an eine Kommissionier-Station oder in die Produktion.
Zusätzliche Informationen bietet als neutrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Einbindung von Fahrerlosen Transportsystemen (FTS) im innerbetrieblichen Material- und Datenfluss zudem die Forum-FTS GmbH in Halle 2, Stand A20. Dort geben erfahrene FTS-Planer mit herstellerneutralen Beratungspaketen Antwort auf alle Fragen zur ganzheitlichen FTS-Planung – von der FTS-Erstberatung über Lastenhefterstellung und Angebotsvergleich bis hin zur Projekt- und Abnahmebegleitung. „Damit bietet die LogiMAT in einem weiteren zukunftsprägenden Investitionsbereich ein umfassendes Aussteller- und Informationsangebot“, fasst Messeleiter Michael Ruchty zusammen. „Angesichts der wachsenden Nachfrage bei der Ausstellerfläche im FTF-Segment wie auch der spannenden Marktsituation ist absehbar, dass dieser Ausstellungsbereich das Leistungsangebot der LogiMAT künftig weiter prägen wird. Wir beobachten die Entwicklung auf der 18. Internationalen Fachmesse für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanagement mit aufmerksamem Interesse.“