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Nachhaltigkeit und CO2 Strategie der BITO-Lagertechnik Bittmann GmbH

Interview mit Dipl.- Ing. Markus Ohl, Leitung Bauwesen/Infrastruktur/Energie/Werkschutz BITO-Lagertechnik

BITO Interview

Der Diplom Bauingenieur Markus Ohl ist sowohl für das Liegenschaft- und Baumanagement als auch für den gesamten Bereich der Energiebeschaffung und des Energiemanagements der BITO-Lagertechnik Bittmann GmbH zuständig. Da die Themen Energieeffizienz und CO2-Fußabdruck für die Unternehmen in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, ist Markus Ohl auch Ansprechpartner und Experte für das Thema „Kategorisierungen der Emissionen“ bei BITO-Lagertechnik.

Herr Ohl, BITO-Lagertechnik ist ein Industrieunternehmen, wo entstehen die meisten Emissionen im Bereich der Fertigung?

Nach der Umstellung auf Ökostrom entstehen bei BITO die meisten Emissionen nicht mehr im Scope 2, also den indirekten Emissionen aus dem Strombezug, sondern im Bereich der Pulverbeschichtungsöfen, die dem Scope 1, den direkten Emissionen, zugeordnet sind.

Kann ein Industrieunternehmen wirklich nachhaltig und CO2 reduziert fertigen? Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden, um dies zu erreichen?

BITO ist ein global tätiges, traditionsreiches, innovatives, mittelständisches und heimatverbundenes Familienunternehmen, das von jeher auch die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Blick hat.

Wir investieren seit Jahren in die energieeffiziente Modernisierung unserer Energie- und Anlagentechnik. Natürlich sparen wir dadurch Energie und CO2-Emissionen ein.

Weiterhin bauen wir gerade zwei große PV-Anlagen zur Eigenstromversorgung, mit denen wir dann rund 800.000kWh/a selbst erzeugen können. Wünschenswert wäre eine schnellere Umstellung auf „grünen“ Stahl. Im Moment sind die Emissionen, die bei der Herstellung von Stahl entstehen, noch so hoch, dass die CO2-Einsparungen in den Werken – trotz großer Anstrengungen – leider noch relativ gering sind. Die Technologieumstellung der Hochöfen

weg von Kohle zu wasserstoffbasierenden Lösungen würde die Emissionen im Industriesektor um ca. 40% reduzieren. Diese Technologie ist aber noch in der Entwicklungsphase und wird leider auch noch einige Jahre auf sich warten lassen. Wenn sie dann aber einsetzbar ist, wird unter Klimagesichtspunkten ein wirklicher technologischer Fortschritt zu verbuchen sein.

Was hat BITO für den CO2-Fußabdruck bereits getan?

Schon im Jahr 2013 haben wir als einer der ersten Firmen damit begonnen, die Beleuchtung auf energiesparende LED-Technik umzustellen. Nach Abschluss der Maßnahme wurde in diesem Bereich der Strombedarf um 60% reduziert.

Wir haben unsere Druckluft-Kompressoren in den Werken getauscht und sind hier auf dem neuesten technischen Stand.

Zudem werden bis Ende des Jahres 2021 alle Pumpen in unseren Kaltwassersystemen für die Spritzguss-Infrastruktur bzw. die Pumpen in unseren Heizkreisläufen modernisiert sein, um auch hier Energieeinsparungen zu erreichen.

Zudem haben wir in der Vergangenheit unseren Maschinenpark im Spritzgussbereich beständig erneuert und setzen hier auf ECO-Drive Antriebe, wodurch sich der Energieverbrauch pro kg Kunststoff je nach Größe der Maschine zwischen 12 und 20% reduziert.

Welche Maßnahmen sind noch geplant? Gibt es weitere CO2-Ziele bei BITO?

Mit der beständigen Verbesserung der Energieeffizienz spart man natürlich auch CO2-Emissionen ein.

Geplant ist weiter, in eine neue Pulverbeschichtungsanlage zu investieren, als Ersatz für die in die Jahre gekommene alte Anlage. Dadurch können wir auch hier den Energieverbrauch um ca. 40% reduzieren.

Eine tageslichtabhängige Beleuchtungssteuerung würde auch viel Einsparungspotential bieten, da gibt es z.Zt. Überlegungen, wie sich eine solche Steuerung im Haus umsetzen lassen kann.

Wir wollen unseren Kunden auch anbieten, dass auch die Emissionen, die außerhalb der Werke beispielsweise durch den Warentransport oder bei der Herstellung von Stahl bzw. Kunststoff anfallen, selbst auf eigene Kosten zu kompensieren, indem sie dafür einen Zusatzbeitrag leisten. Diese Beiträge werden dann von uns für ein Klimaschutzprojekt zur

Verfügung gestellt und der Kunde erhält eine Bescheinigung darüber, dass sein gekauftes Produkt somit zu 100% klimaneutral hergestellt wurde. Dabei arbeiten wir direkt mit einem Anbieter von Klimaschutzprojekten zusammen, wie etwa GOLDSTANDARD oder myclimate und können so die Scope 3-Emissionen neutralisieren.

Generell ist zu spüren, dass der Trend zu klimaneutral hergestellten Produkten auch von Kundenseite immer stärker wird.

Wie viel CO2 konnte BITO bereits einsparen?

Dies ist schwer zu beantworten. Da wir kein reiner Serienfertiger sind und wir individuelle Kundenlösungen anbieten, schwankt das Portfolio der verkauften Produkte stark, daher sind die Energieverbrauchszahlen der letzten Jahre nur schwierig vergleichbar.

Fakt ist, dass der CO2-Footprint für 2020 insgesamt 16% weniger CO2-Emissionen ausweist, als es 2018 der Fall war. Dies sind rund 30.000 Tonnen weniger CO2, ohne dass hierbei die Umstellung auf Ökostrom mitberücksichtigt wurde. Hier spielen aber natürlich auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie mit ein, was die Darstellung etwas verzerrt, das muss man dabei auch erwähnen. Allein das Arbeiten im Home-Office und der dadurch eingesparte Pendelverkehr zur Arbeitsstelle hat den Emissionsausstoß um 25% verringert. Auch solche Verbrauche fließen in die Gesamt-CO2- Bilanz eines Unternehmens mit ein. Aus dem Grund sind diese Bereiche aus 2020 z.B. nicht mehr mit dem Jahr 2018 vergleichbar.

Grundsätzlich spart alleine die Umstellung auf Ökostrom ca. 2.800t CO2 ein.

Unser Ziel ist es, jedes Jahr einen neuen Footprint erstellen zu lassen, um genau zu beobachten, wie sich die Emissionen in welchem Bereich verändern.

Was ist der Unterschied zwischen „CO2-freier Produktion“ und „Klimaneutraler Produktion“?

So wünschenswert es wäre, aber eine komplett „CO2-freie“ Produktion ist mit den heute zur Verfügung stehenden Technologien so gut wie nicht möglich.

„Klimaneutral“ hingegen bedeutet, dass die CO2-Emissionen eines Geschäftsbereichs nach gängigen Standards ermittelt werden und im zweiten Schritt für die Bereiche, wo eine Einsparung nicht ohne weiteres möglich ist, durch ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt ausgeglichen wird.

Es existieren verschiedene Zertifikate. Wurde BITO bereits zertifiziert?

Im September 2021 wurde BITO-Lagertechnik erstmals vom TÜV Rheinland als „klimaneutrales Unternehmen“ zertifiziert.

Davor haben wir bereits die TÜV-Zertifizierung „Corporate Carbon Footprint“ erhalten, der die Emissionen aller Treibhausgase unseres Geschäftsbetriebs für ein Jahr bilanziert.

BITO verfügt außerdem über das „Ökostromzertifikat“. Mit diesem Zertifikat und den entsprechenden Herkunftsnachweisen wird uns bestätigt, dass der Strom aus erneuerbaren Energien, den wir verwenden, in der gleichen Menge ins Netz eingespeist wurde, wie unser jährlicher Verbrauch ist. Damit Strom aus erneuerbaren Energien nicht mehrfach vermarktet wird, überwacht das Bundesumweltamt die Herkunftsnachweise des Stroms. BITO nutzt ausschließlich Ökostrom, das mit dem führenden Gütesiegel des TÜV Rheinland ausgezeichnet ist.

Herr Ohl, was bedeuten die Begriffe Scope 1, Scope 2, Scope 3?

Entlang der Wertschöpfungskette werden die Emissionen nach dem „Green House Gas Protocol“ in 3 Kategorien eingeteilt:

Im Scope 1 fasst man die direkten Emissionen zusammen. Darunter fallen bei BITO die Emissionen aus der Heizung und den Beschichtungsöfen.

Im Scope 2 werden die indirekten Emissionen ermittelt. In unserem Fall sind dies die Emissionen, die durch unseren Strombezug aus den Kraftwerken anfallen.

Im Scope 3 sind die Emissionen der den Werken vorgelagerten bzw. nachgelagerten Aktivitäten zusammengefasst. Für BITO fallen hier vor allem die Emissionen, die durch die Stahl- bzw. Kunststoffgranulat-Herstellung entstehen, an. Zudem sind in diesem Bereich die Emissionen aus dem Transport von den Werken zum Kunden zu nennen.

Unser Fußabdruck wird zu 82% von den Emissionen aus der Stahlherstellung geprägt. Deshalb würde hier, wie bereits erwähnt, eine nachhaltige Veränderung des Produktionsprozesses bei den Hochöfen zu einer drastischen Verbesserung des Unternehmensfußabdrucks führen – und das gilt natürlich für alle stahlverarbeitenden Betriebe.

Ein heißes Thema: Greenwashing. Ist das, was wir hier betreiben, alles nur Augenwischerei?

Das Thema „Klimaneutralität“ ist in aller Munde. Viele Unternehmen werben mit ihrem Engagement für den Klimaschutz. Doch komplett CO2-frei zu wirtschaften, dazu ist bisher noch niemand in der Lage, weil noch nicht alle Voraussetzungen dafür geschaffen sind.

Wir alle stehen erst am Anfang eines langen Weges. Europa möchte nach dem Pariser Abkommen der erste klimaneutrale Kontinent sein. Doch dazu fehlt noch die nötige Technologie-Revolution. Bis die erreicht ist, kann mit Investitionen in Klimaschutzprojekte für positive Auswirkungen auf das Klima und die Menschen vor Ort sorgen. Das ist aktuell der bestmögliche Weg. Mit der Investition in ein Klimaschutzprojekt unterstützt man die Ziele der UN für eine nachhaltige Entwicklung in den Entwicklungs- und Schwellenländern.

Ganz wichtig ist hier das Kriterium der Zusätzlichkeit, d.h. dass ein Klimaschutzprojekt wiederum ohne die Gelder aus den Kompensationszertifikaten nicht realisiert werden kann. Ökologie, Ökonomie und soziale Verantwortung werden zukünftig mehr Hand in Hand gehen müssen… 


Foto: Dipl.- Ing. Markus Ohl, Leitung Bauwesen/Infrastruktur/Energie/Werkschutz BITO-Lagertechnik

Quelle: www.bito.com

Pressemitteilung veröffentlicht am 28.09.2021 in Lagertechnik, Nachhaltigkeit, News (In- und Ausland).
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