Ökonomie und Ökologie Hand in HandLogiMAT 2024 in Stuttgart
Mit dem Schwerpunktthema Nachhaltigkeit reflektiert das Messemotto der LogiMAT 2024 einen Megatrend, für den die Aussteller der Internationalen Fachmesse für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanagement eine Vielzahl an Neuentwicklungen präsentieren. Die Bandbreite reicht von neuen Flurförderzeugen mit Lithium-Ionen-Technologie über Innovationen bei individuellen Verpackungslösungen und wiederverwendbaren AutoID-Lösungen bis hin zu neuen Komponenten mit Energierückspeisung für automatisierte Lagersysteme. Im messebegleitenden Rahmenprogramm decken zudem zwei Expert-Forums den Informationsbedarf rund um Energieeinsparung, Wiederverwendung und Recycling.
Nachhaltigkeit in der Logistik beginnt nicht erst mit CO2-Einsparungen und Ökobilanz von Transporten sowie der Planung intelligenter Supply Chains und Netzwerke. Bereits in Produktion und Intralogistik ermöglichen vielfältige Stellschrauben optimierten, sparsamen Energie- und Ressourceneinsatz. Angesichts steigender Rohstoff- und Energiepreise bedeutet effiziente Ressourcennutzung Wettbewerbsvorteile für Unternehmen. Dementsprechend sehen zwei Drittel der Befragten einer aktuellen BVL-Studie in der Nachhaltigkeit eine Wettbewerbschance für ihr Unternehmen. Umsetzungsprojekte fokussieren unter anderem auf die energetische Umrüstung von Immobilien, nachhaltige Verpackungslösungen und alternative Antriebe. Vor diesem Hintergrund zählt das Thema Nachhaltigkeit zu den drei Schwerpunkten der diesjährigen LogiMAT, die im Messemotto ‚SHAPING CHANGE TOGETHER – Sustainability – AI – Ergonomics‘ zusammengefasst sind.
Der EU-Strategie einer Circular Economy zufolge, können drei Handlungsfelder für mehr Nachhaltigkeit beschritten werden: weniger Material und Energie einsetzen, Produkte und Komponenten länger nutzen, Material wieder verwenden. In alle drei Richtungen zielen Neuentwicklungen, die Aussteller auf der LogiMAT 2024 von 19. bis 21 März in den zehn Hallen des Stuttgarter Messegeländes präsentieren. „Über die gesamte Supply Chain hinweg bis zum Endverbraucher ist das Thema Nachhaltigkeit in Produktion, Warehousing und Distribution zu einem zentralen Entscheidungskriterium geworden“, urteilt LogiMAT-Messeleiter Michael Ruchty vom Messeveranstalter EUROEXPO Messe- und Kongress-GmbH, München. „Dementsprechend wollen viele Betreiber ihre Intralogistik nachhaltig und klimaneutraler gestalten. Aktuelle Neuentwicklungen und State-of-the-Art-Lösungen geben auf der LogiMAT 2024 einen Überblick sowie Impulse für die richtige Systementscheidung bei Ressourcen- und Energieeffizienz, Wiederverwertung und Mehrwegsystemen sowie Skalierbarkeit und Flexibilität.“
Energieeffizienz durch Lithium-Ionen-Technologie
Bereits im messebegleitenden Rahmenprogramm ist Nachhaltigkeit explizites Thema von Expert-Forums. So lotet Dr. Jörg Pirron, Vorstandsvorsitzender Intralogistik-Netzwerk in Baden-Württemberg e. V. und Geschäftsführer PROTA Unternehmensberatung GmbH, am dritten Messetag auf der zentralen Veranstaltungsfläche im Atrium Eingang Ost die „Chancen für mehr Nachhaltigkeit in der Intralogistik“ aus. Das Forum zeigt, wie Umweltschutz, Effizienz und Kosteneinsparung Hand in Hand gehen können.
Wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung durch längere Nutzung von Produkten und Komponenten funktioniert, belegen mehrere Flurförderzeuge-Hersteller in den Hallen 9 und 10 mit neuen Elektro-Gegengewichts- und Schubmaststaplern sowie Elektro-Nieder- und -Hochhubwagen. Sie basieren durchweg auf dem Energiespeicher Lithium-Ionen-Akku. Dessen Wirkungsgrad liegt bei mehr als 95 Prozent und ist im Vergleich zur üblichen Blei-Säure-Batterie bis zu 30 Prozent energieeffizienter. In Kombination mit modernen Ladegeräten lassen sich in diesem Vergleich insgesamt mehr als 16 Prozent Energie einsparen und CO2-Emissionen vermeiden. Auch das Batterierecycling in der Lithium-Ionen-Technologie wird in Halle 10 thematisiert. Bereits im Bereich Eingang Ost können die Fachbesucher sich zudem eine Software mit neuer integrierter Nachhaltigkeitsbewertung vorführen lassen. Als einen ersten Schritt auf dem Weg zur Umsetzung der zukünftigen Anforderungen durch die Packaging & Packaging Waste Regulation (PPWR) der EU erhalten Anwender damit einen Einblick in die ökologischen Auswirkungen ihres Mehrweg-Managements sowie Optimierungspotenziale.
Weniger Müll, weniger Kunststoffe, Recycling, Rückführung und Wiedergewinnung stehen auf der Agenda, wenn der Nachhaltigkeitsaspekt durch weniger Material, Energie und alternative, umweltverträgliche Werkstoffe erfüllt werden soll. In nahezu allen Ausstellergruppen werden dazu auf der LogiMAT interessante Neuentwicklungen vorgestellt und bewährte Systeme präsentiert. Bei den Verpackungsherstellern und Unternehmen der Verpackungstechnik in Halle 4 steigern neuartige Schmelzklebstofflösungen für maßgeschneiderte Kartons und Umschläge die Produktivität von On-Demand-Verpackungstechnologien. Die Klebstoffe sind 100 Prozent kompatibel mit dem Papierrecyclingprozess gemäß den Richtlinien des European Paper Recycling Council (EPRC). Darüber hinaus werden mehrere automatisierte Verpackungsanlagen vorgestellt. Der Trend in diesem Produktbereich: ressourcenschonende, individuelle Verpackung für unterschiedlichste Artikel. Die Individuallösungen reduzieren den manuellen Aufwand, vermeiden Füllmaterial und senken die Material- und Transportkosten. Als Antwort auf die wachsenden Umweltanforderungen in Logistik und Produktion werden zudem linerless Etiketten vorgestellt, die kein Trägerpapier benötigen und damit den herkömmlichen Papierabfall reduzieren.
Recycling und Wiederverwendung
Weitere Optionen zur Senkung von Energieverbrauch und Materialaufwand zeigen die Systemintegratoren und Anlagenbauer in den Hallen 1, 3, 5 und 7. In Halle 5 werden unter anderem neue energiesparende Motorrollen für konventionelle, pneumatische Staurollenfördertechnik und neue Regalbediengeräte mit integriertem Energierückgewinnungssystem präsentiert. Überdies stellen mehrere Aussteller ihre jüngsten Entwicklungen im Umfeld der bewährten AutoStore-Technologie vor. Unter Nachhaltigkeitsaspekten offeriert die Systemkonzeption nicht nur eine um 60 bis 70 Prozent verbesserte Raumausnutzung und mit durchschnittlich 100 Watt je Robot pro Stunde den geringsten Energieverbrauch unter AKL-Lösungen auf. Die Anlagen(komponenten) lassen sich auch komfortabel demontieren und konfliktfrei wiederverwenden.
Wiederverwendbarkeit steht auch im Mittelpunkt eines weiteren Expert-Forums, das Prof. Dr.-Ing. Johannes Fottner, Ordinarius am Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik (fml), Technische Universität München (TUM), am ersten Messetag im Atrium Eingang Ost moderiert. Unter dem Titel „Zirkuläre Logistik – Demontage als Grundlage für nachhaltiges Wirtschaften“ stehen dort neben dem Recycling vor allem die Wiederverwendung und die Aufwertung von Altprodukten im Vordergrund.
Insbesondere im Bereich der Verpackungslösungen werden für die Herausforderungen der Ressourcenschonung durch Wiederverwendbarkeit auf der LogiMAT zahlreiche Innovationen gezeigt. In Halle 3 zielt das auf Produktlösungen für eine effiziente Verdichtung von Wertstoffen wie Kartonage oder Folie. In Halle 4 werden als Alternative zu Kunststoff-Luftpolstern, Flocken aus expandiertem Polystyrol oder Knüllpapier Polsterkissen mit zerkleinerten Kartonabfällen präsentiert. Basis bilden Altkartonagen und -papiere, die vom Hersteller kostenlos abgeholt werden. Für das AutoID-Segment werden in Halle 2 ePaper Lösung vorgestellt, die PDFs oder IGP-Druckdaten zu ePapern konvertiert und den Druckvorgang im klassischen Etikettendruck ersetzen. Die ePaper können nach jedem Prozess wiederverwendet werden. Mehr Sicherheit und weniger Beschädigungen an den Lagersystemen versprechen neue flexible Sicherheitsbarrieren, die in Halle 9 zu sehen sind. Die modulare Lösung bietet kombinierbare stabile Barrieren leicht zu auf Polymerbasis, die unter veränderten Bedingungen wiederverwendbar sind.
Mit Softskills zu Energieeinsparungen
Darüber hinaus gibt es in allen Branchensegmenten Produkte, die Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz im Warehousing fördern. Das Spektrum reicht von intelligenten Ortungs- und Lokalisierungssystemen über Applikationen leistungsstarker Lagerverwaltungssoftware, die beispielsweise mit KI-Algorithmen selbstständig viele Lagerkennzahlen nach konfigurierbaren Parametern ausbalanciert und effizienten Ressourceneinsatz steuern, bis hin zu neuen Industrie- und Hangartoren mit reduziertem Energiebedarf. Hinzu kommen neben der Immobilienausstattung hinsichtlich Isolierung und Solaranlagen flankierende Energiesparmaßnahmen wie etwa der Einsatz von LED-Beleuchtung und optimierter Betrieb von Leuchten durch Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder. Der Einsatz moderner Beleuchtungstechnik kann den Energieverbrauch um einen hohen zweistelligen Prozentbereich reduzieren. Überdies schlagen Softskills wie etwa die Optimierung von Fahrwegen, Lagerstruktur nach ABC-Analyse, Multi-Order-Picking und Fahrerschulungen bei der Energieeinsparung zu Buche, die die Aussteller der LogiMAT mit unterschiedlichen Systemen und Funktionalitäten abdecken.
„Nachhaltig gedachte Intralogistik ist selbstverständlich auch technologisch geprägt“, fasst Messeleiter Ruchty zusammen. „Die Analyse der Exponate auf der LogiMAT 2024 zeigt unter dem Aspekt Nachhaltigkeit, dass die Intralogistikbranche ein vielfältiges Lösungsangebot für Ressourceneffizienz und Energieeinsparungen bereithält. Es belegt zudem, dass vom Einsatz energieeffizienter Technologien Ökonomie und Ökologie gleichermaßen profitieren können. Bereits durch kleine, intelligente Anpassungen lassen sich ohne große Umbaumaßnahmen und Einschränkungen signifikante Einspareffekte erzielen. Diese Wege sollten in den Logistikzentren beschritten werden.“
Quelle: www.logimat-messe.de