Lesara und TUP: Warehouse-Management-System im neuen Erfurter Logistikzentrum in Betrieb
– Logistikzentrum in Erfurt am 17. August 2018 eingeweiht
– Warehouse-Management-System (TUP.WMS) ist bereits live
– Erste Automatisierungsstufe soll bis Weihnachten erreicht werden
Der internationale Online-Fashion-Retailer Lesara expandiert in Deutschland und eröffnet seine neue europäische Distributionszentrale in Erfurt. Dabei wurde das WMS von DR. THOMAS + PARTNER, TUP.WMS, trotz eines straffen Zeitplans, fahrplanmäßig bei Lesara implementiert und in Betrieb genommen; inklusive einer maßgeschneiderten ERP-Anbindung und allen notwendigen Prozessabläufen für In- und Outbound. Auf den rund 60.000 Quadratmetern Logistikfläche wird somit seit Mitte August produktiv gearbeitet und Bestellungen noch schneller an die Kunden versendet.
„Zweifelsohne war die erste Herausforderung der sehr ambitionierte Zeitplan. Während der Stuttgarter Intralogistikmesse LogiMAT im März 2018 wurde das Projekt in Auftrag gegeben und nur fünf Monate später können wir bereits das Go-Live für die Implementierung eines kompletten WMS vermelden. Bei vergleichbaren Softwarevorhaben benötigt allein die Testphase ein halbes Jahr“, sagt Stefan Fehrenbach, Projektleiter bei TUP. „Auch die Spezifikationsphase, in der beispielsweise das Pflichtenheft erstellt wird, dauert in der Regel drei bis fünf Monate. In Erfurt hingegen planen wir in derselben Zeit bereits die erste Stufe der Automatisierung mit Fördertechnik zu erreichen – das wäre noch vor Weihnachten.“ Lesaras technischer Leiter für die Systemintegration, Philipp Muhle, ergänzt: „Die gemeinsame Überführung unserer Ablaufplanung in die Systemprozesse mit TUP war für uns der erste Schritt. Jetzt testen wir das System vor Ort in Erfurt und überprüfen es auf Herz und Niere, bevor wir damit live gehen. Nebenbei ist der Systemtest gleichzeitig auch eine Schulung für uns als Anwender, weil wir das System dabei im Detail kennenlernen.”
Um dem engen Zeitplan gerecht zu werden, setzt TUP bei der Abstimmung mit Lesara vermehrt auf moderne Mittel der Kommunikation. Viele Besprechungen, etwa die zum Pflichtenheft, konnten teilweise per Videokonferenz durchgeführt werden. „Auch die Schulungen der Lesara-Prozessverantwortlichen zu den übergeordneten Themenkomplexen wie Systemintegration, Parametrierung, Nutzerverwaltung und weiteren Bereichen, konnten wir mit unseren Tools online durchführen. Die spezifischen Mitarbeiterschulungen zu den Prozessen werden aber, nach wie vor, in Erfurt stattfinden“, ergänzt Fehrenbach.
WMS: beispiellose Dynamik und Handhelds
Die Auslastung im Logistikzentrum lässt sich durch das TUP.WMS dynamisch anpassen. Dies liegt vor allem an der manuellen Auslegung des Standortes. „Trotz des zukünftig hohen Automatisierungsgrades können wir das Distributionszentrum entweder mit zehn oder 100 Prozent Auslastung betreiben – durch die Möglichkeit, neben den automatisierten auch die manuellen Prozesse parallel nutzen zu können, sind wir nicht an die Leistung und den Durchsatz der Fördertechnik gebunden“, erläutert Stefan Fehrenbach die hohe Flexibilität des Systems. „Und wir bewegen uns dabei, innerhalb des TUP.WMS, ohne jegliche Beschränkung in der Performance. Lesara hat zudem von Beginn an so geplant, dass bei Bedarf mehr Fläche technologiebedingt genutzt werden kann – Lager- und Prozessfläche können problemlos erweitert werden, ohne dass wir unsere Software anpassen müssen“, so Fehrenbach weiter.
Das WMS wurde von TUP genau an die intralogistischen Ansprüche von Lesara ausgerichtet. Der Umgang mit Retouren im E-Commerce-Geschäft spielt eine große Rolle, daher wurde von TUP das Lagerverwaltungssystem für Lesara maximal flexibel gestaltet. Wird beispielsweise mehr Neuware geliefert, stellt sich das System selbstständig darauf ein. Mitarbeiter werden automatisch dort eingesetzt, wo es die Situation erfordert. Dabei ist es unbedeutend, ob dies Wareneingang, Kommissionierung oder Warenausgang betrifft: Flexibilität rückt bei den einzelnen Prozessen im Lesara-Logistikzentrum in den Fokus. So können Mitarbeiter bei der Arbeit auch auf die Hilfe von Android-basierten Industrie-Handhelds zurückgreifen. Mit deren Implementierung in die bestehende IT-Infrastruktur kann jeder Mitarbeiter, aufgrund der einfach strukturierten Anwendungen, überall im Logistikzentrum eingesetzt werden.
ERP-Anbindung: „Wir sind das Herz der gesamten Anlage“
Das Schnittstellenmanagement im Logistikzentrum von Lesara wurde von TUP individuell realisiert. „Das ERP kommt zwar von Lesara selbst und verfügt über keine Standardschnittstelle“, erklärt Fehrenbach. „Wir konnten allerdings mit dem hauseigenen TUP-Schnittstellenmanagement recht zügig am ERP andocken; und mittlerweile sind wir das Herz der gesamten Anlage – neben der vollständigen Abbildung des Materialflusses kontrollieren wir auch die Schnittstellen zur Lagertechniklandschaft sowie zu den Speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS). Das Besondere: Gewerke-übergreifend werden unterschiedliche Schnittstellenprotokolle unterstützt. Dies erfordert in der Regel einen erhöhten Programmier- und Planungsaufwand – das vorgegebene Zeitfenster für TUP wurde allerdings dabei nicht beeinträchtigt.“
Intelligente Optimierung bei der Batchbildung
Bei der Auftragssteuerung setzen TUP und Lesara auf Multi-Order-Picking. So werden während der Bildung der Batches hierfür vom System unterschiedliche Batch-Typen kategorisiert, die wiederum mithilfe verschiedener Parameter so koordiniert werden, dass genau festgestellt werden kann, wann welcher Artikel wo benötigt wird. Zeitkritische Aufträge, die etwa mit Cut-Off-Zeiten belegt sind, können so im laufenden Betrieb leicht berücksichtigt werden. Gerade im E-Commerce kommt den Cut-Off-Zeiten eine wichtige Bedeutung zu, um beispielsweise die Lieferart Same Day Delivery zu ermöglichen. Zusätzlich werden die Bereitstellungszeiten für unterschiedliche Dienstleister und deren Ankunftszeiten einkalkuliert. „Wir planen bei der Batchbildung nicht mit fünf oder zehn möglichen Optimierungsstufen innerhalb der nächsten zehn Jahre. Vielmehr erlaubt uns das TUP.WMS, direkt ein optimales Ergebnis zu liefern“, sagt Fehrenbach. „Ein Grund dafür ist zweifelsohne die Unabhängigkeit der Lagertopologie. Unser TUP.WMS behandelt bei Lesara jede Kommissionier-Zone gleichwertig.“
Die Auftragssteuerung erfolgt außerdem parallelisiert. 40 bis 50 Mitarbeiter bekommen gleichzeitig ihre Aufträge zugeteilt, welche dann batchübergreifend abgewickelt werden. Dabei kann der Kommissionierer bei Bedarf und bei besonders eiligen Aufträgen auch organisiert geführt und dabei etwa in andere Kommissionier-Zonen geleitet werden. Derzeit sind pro Mitarbeiter bis zu neun Batches möglich, die dann vom System einer intelligenten Optimierungsphase unterstellt sind. Die Systemintelligenz betrachtet dabei die Ist-Situation im Logistikzentrum mit allen zugehörigen Abhängigkeiten und Prioritäten. Zukünftig sollen, durch die Anbindung des Materialflussrechners (TUP.MFC) an die Fördertechnik, die Mitarbeiter Batches auch vollautomatisch angedient bekommen. Dieser soll noch vor Weihnachten 2018 implementiert und in Betrieb genommen werden, auch um die erste Ausbaustufe abzuschließen. Das gesamte Projekt wird 2019 fertiggestellt sein.
Quelle: www.tup.com
Foto “head”: Lesara-Erfurt, derzeitige Prozessfläche, links Packbereich, rechts Wareneingang, Retourenbereich (Bildquelle: DR. THOMAS + PARTNER)